Der Vorhang öffnet sich, die Vorstellung beginnt. So erleben wir es als Zuschauer, wenn wir im Opernhaus eine Aufführung besuchen.
Für die vielen MitarbeiterInnen der Oper am Rhein aber haben die Vorbereitungen schon vorher begonnen. Der „Countdown“ für jede Vorstellung beginnt Stunden bevor die ersten Zuschauer das Gebäude betreten.
Um einige der wesentlichen Abläufe des „Countdown“ kennenzulernen, hatten die Ballettfreunde am 23. Februar die Gelegenheit, das Geschehen hinter und auf der Bühne vor der Ballettaufführung „A Kiss to the World“ hautnah zu erleben. Betriebsdirektor Oliver Königsfeld führte eine kleine Gruppe durch das Gebäude und ließ die verantwortlichen MitarbeiterInnen über ihre Aufgaben berichten.
Ganz profan beginnt jeder Vorstellungsbesuch am Eingang des Opernhauses. Hier steht schon der Abenddienst bereit, dessen Leiterin Stefanie Blügel-Westhelle ihre vielfältigen Aufgaben vorstellte. Der Türeinlass muss organisiert und überwacht werden, die Garderobe muss bereit sein, Programme werden verkauft, die Türen zum Vorstellungssaal müssen geöffnet und pünktlich geschlossen werden. Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen für eine Vorstellung mit mehreren Hundert Besuchern müssen eingehalten werden.
Gordon Prieditis, Mitarbeiter der Tonabteilung und verantwortlich für einen reibungslosen Ablauf, klärte uns über die vielen Tontests auf, die notwendig sind, damit wir Zuschauer den Klang des Orchesters – und bei Opern auch den der SängerInnen – optimal genießen können.
Im Zuschauerraum konnten wir in den Orchestergraben schauen, wo bereits alles für das Orchester hergerichtet war. Wir konnten bestaunen, wie die Pianistin Alina Bercu ihr Piano präparierte. Mit Hilfe einer kleinen Kette und mit ein paar kleinen Bällen, die sie im Flügel platzierte, veränderte sie den Klang des Instruments signifikant.
Dann führte uns der Bühnenmeister Dirk Busse hinter die Kulissen. Wir betraten die Bühne, schauten in den wunderbaren Zuschauerraum, staunten über die Höhe von etwa 20 m, in die die Kulissen hochgezogen werden, bekamen die hochtechnische Beleuchtungsanlage erklärt.
Es folgte ein sportlicher Test für die Ballettfreunde: zu Fuß in die sechste Etage, auf der sich der Aufwärmraum für die Balletttänzerinnen und Balletttänzer befindet. In den Etagen darunter sind die Garderoben und die Schminkräume.
Zum Abschluss trafen wir Bruno Narnhammer, ehemals Mitglied der Compagnie, jetzt als Inspizient tätig, der uns die Anlage zeigte, mit der er die zeitlichen Einsätze der gesamten Aufführung steuert. Eine verantwortungsvolle Position, denn Licht- und Toneinsätze müssen exakt stimmen und auch der Vorhang darf sich erst senken, wenn die Aufführung zu Ende ist. Für den Beifall nach der Vorführung darf er sich dann wieder öffnen. Natürlich auch mehrfach, wenn das die stürmische Begeisterung des Publikums erfordert.
Nach dem Erleben des „Countdown“ blieben einige Ballettfreunde für die nachfolgende Ballettaufführung, die sie dann wieder „von vorn“ genießen konnten. Und Bruno ließ den Vorhang pünktlich hochfahren.
Text: Renate Weber-Zangrandi, Liz Verhoeven; Fotos: Renate Weber-Zangrandi