Arbeitsprobe mit Martin Schläpfer im Balletthaus

Ballettfreunde und Rotarier aus Meerbusch schauen Martin Schläpfer beim Choreographieren zu

„Stell dir vor, du wärst hier ganz alleine“, sagt Martin Schläpfer zu Beginn der Probe der jungen Tänzerin Sinthia Liz. Das ist sicherlich nicht einfach, denn auf der Tribüne des Studios 1 sitzen etwa 100 Zuschauer und schauen gebannt auf Sinthia, die Martin Schläpfers Anweisungen tänzerisch umsetzen soll. Das gelingt aber so hervorragend, dass man schon bald das Gefühl hat, die vier probenden Mitglieder der Compagnie – Alexandra Inculet, Sinthia Liz, Michael Foster und Chidozie Nzerem – haben das Publikum ausgeblendet und konzentrieren sich völlig auf den Choreographen.

Zu der Arbeitsprobe am 21. Februar für Schläpfers kommende Uraufführung „44 Duos“ hatten die Ballettfreunde auch die Mitglieder des Rotary Clubs aus Meerbusch-Büderich eingeladen, der mit einer 35köpfigen, sehr interessierten Besetzung erschienen war. Weil auch die Ballettfreunde in einer erfreulichen Anzahl zur Veranstaltung gekommen waren, füllte sich die Tribüne des Probenstudios fast bis auf den letzten Platz.

Martin Schläpfer begrüßte die Gäste und wies darauf hin, dass es eine ganz besondere Probe geben würde. Eine sehr intime Situation, denn er arbeite mit den Tänzerinnen und Tänzern an einer noch unfertigen Passage aus den „44 Duos“.

So gab es die einmalige Gelegenheit, ihm dabei zuzuschauen, wie er zusammen mit den Tänzerinnen und Tänzern Bewegungsabläufe erarbeitete, verschiedene Positionen immer wieder neu austestete, sie geringfügig veränderte, verwarf oder akzeptierte. Es war eine fast voyeuristische Situation, dem Choreographen bei einer so höchstpersönlichen Tätigkeit zuzuschauen, seinen künstlerischen Schaffensprozess ganz unmittelbar beobachten zu können.

Martin Schläpfer choreographiert mit vollem Körpereinsatz. Er tanzt Abläufe vor, begibt sich in die gerade mit ihrem Partner eng verschlungene Position der Tänzerin, um zu testen, wie sich der nächste Schritt entwickeln könnte, übernimmt kurz den Part des Tänzers, um dann wieder die weibliche Position einzunehmen. Er nimmt Anregungen der Tänzer auf, prüft sie auf Validität, ändert sie, entwickelt sie weiter. Er lässt längere Bewegungsabläufe vortanzen, bespricht sich mit seiner Ballettmeisterin Julie Thierault, korrigiert und prüft erneut, ob die Abläufe für ihn stimmig sind.

Spannend war auch die Beobachtung der Tänzerinnen und Tänzer in diesem Prozess. Wie schnell und präzise sie in der Lage sind, Anweisungen umzusetzen, die neuen Bewegungsabläufe zu memorieren und mit den schon fertigen Passagen zu verknüpfen. Hochkonzentriert waren sie bei der Arbeit, unermüdlich bereit, Schläpfers Visionen Realität werden zu lassen.

Wem es noch nicht klar war: Tänzerinnen und Tänzer dürfen keinerlei Berührungsängste haben. Da wird zu- und angepackt, da geht es sehr körperlich zu.

Die Intensität der Arbeit mag man daran ablesen, dass in den etwa 1½ Stunden Probenzeit eine Bewegungsabfolge kreiert wurde, die ihm Stück vielleicht ein bis zwei Minuten ausmachen wird.

Die Gäste dankten den Tänzerinnen und Tänzern und dem Choreographen mit einem lang anhaltenden Applaus.

Alexandra, Chidozie, Sinthia, Michael

Nach der Arbeitsprobe gab es Imbiss und Umtrunk im Foyer des Balletthauses. Die bewährte Event-Mann- und Frauschaft der Ballettfreunde sorgte unter kräftiger Mithilfe von Geschäftsführer Oliver Königsfeld für den professionell-reibungslosen Ablauf.

Es ergaben sich ganz offensichtlich eine Reihe interessanter Gespräche zwischen den Ballettfreunden und den Meerbuscher Rotariern.

Dichtgedrängt im Foyer: Ballettfreunde und Rotarier
Reinhard Drees, Präsident des Rotary Clubs und Egon Schawe, Vorsitzender der Ballettfreunde

Ein besonderes Lob verdienen noch einmal Alexandra, Sinthia, Michael und Chidozie, die sich nach der anstrengenden Probe den vielen Fragen der Gäste stellten. Sie waren exzellente Botschafter für das Ballett am Rhein.

Übrigens: „44 Duos“ hat am 12.04.2019 Uraufführung im Düsseldorfer Opernhaus im Rahmen von b.39. Im Programm stehen noch die deutsche Erstaufführung von Hans van Manens „Dances with Piano“ und die Uraufführung „Atmosphères“ von Martin Chaix.

Eine schöne Gelegenheit, die Rotarier aus Meerbusch-Büderich wiederzusehen. Wenige Karten sind noch verfügbar.

Fotos: Renate Weber-Zangrandi (2), Axel Weiss (4)
Text: Axel Weiss